Baumtrends im Wandel
29. Januar 2021 - Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Achtziger. Neben Dauerwellen breiteten sich neuartige Waldschäden aus. Die Kronen von Weißtannen, Fichten und Kiefern wurden lichter und verfärbten sich. Später waren sogar Buchen und Eichen betroffen. Die Rede war vom Waldsterben, und es sah nicht gut aus. Es gab deutliche Mahnungen zur Verbesserung der Luft und relativ zügig wurde gehandelt.
Wenn ich heute Gehölze für einen Garten plane, dann ist das Thema Saurer Regen längst verschwunden. Auch Bruchfestigkeit interessiert die Kundschaft trotz der schlimmen Stürme und Orkane der jüngsten Jahre eher nicht mehr. Nein, das aktuelle Trendthema neben den beliebten Bienenweiden heißt Klimabäume. Aktuell wird also nach Bäumen gefahndet, die sich nach vielen Jahrzehnten am normalen Standort nun gegen Monate extremen Trockenstress behaupten konnten. Wer da schwächelt, kommt nicht in die engere Auswahl. Interessanter Weise werden auch einige heimische Bäume zu den Verlierern gerechnet.
Urweltmammutbaum-Allee auf der Insel Mainau
Was in der gehäuften Berichterstattung gelegentlich übersehen wird, sind die unterschiedlichen Anforderungen. Ein Forst stellt andere Bedingungen als eine Allee in der Stadt und erst recht als ein Garten. Gartenbäume lassen sich als junger Baum pflanzen, so dass sich das Wurzelwerk besser an die lokalen Klima- und Bodenbedingungen anpassen kann als sehr große Ballenware. Außerdem kann man im Garten Gehölze in Notfällen auch einmal wässern, wie es zum Beispiel im vergangenen Frühjahr oder den Jahren zuvor notwendig wurde. Selbst Blaseneschen, Samthaarige Stinkesche, Eisenholzbäume, Weidenblättige Birnen, Amerikanische Gleditschie, Japanischer Schnurbaum und andere „Klimabäume“ dürften als Jungpflanzen die letzten Jahre ohne Wässerung kaum überlebt haben.
Wer bereits über genügend Schatten im Garten verfügt und diesen attraktiv(er) bepflanzen möchte, dem empfehle ich „Schattenstauden. Die dunkle Seite Ihres Gartens“ von Katrin Lugerbauer. Sie erklärt die wichtigsten Aspekte dieses oft unterentwickelten Gartenraums, wann Laubmulch wichtig ist, welche Pflege sich ergibt und welche Stauden für bestimmte Standorte infrage kommen. Viele Kompositionen stellt sie in Wort, Bild und Plan vor. Es besteht allerdings die Gefahr, eine Sammelleidenschaft zu entwickeln.
▲ Übersicht der Gartenkolumne "In meinem Garten"
Die Kolumne „In meinem Garten“ erscheint seit August 2018 sechsmal im Jahr im Magazin "Im Garten". In der Kolumne schildert Gartenplaner Torsten Matschiess Erlebnisse aus dem Alltag der Gartengestaltung. Alles dreht sich um Pflanzen, ihre Verwendung und empfehlenswerte Bücher über das Gärtnern. Sie erhalten das Magazin kostenlos in vielen Raiffeisenmärkten, Volks- und Raiffeisenbanken sowie Gartenfachmärkten.