Der Gierschgarten
Bei der Planung des Gierschgartens wurden vorab mehrere Optionen diskutiert, wie mit dem Giersch zu verfahren ist. Grob kamen zwei Varianten infrage: Verzicht auf Giersch oder Integration von Giersch.
Verzicht auf Giersch
Ein Verzicht auf Giersch hätte zur Konsequenz gehabt, dass der gesamte Oberboden hätte bewegt werden müssen. Giersch bildet je nach Boden fein verteilte Wurzeln bis zu einer Tiefe von 60 und manchmal bis zu 120 Zentimetern aus. Sein flaches, leicht verdicktes Rhizom liegt direkt unter der Oberfläche in 10 bis zu 15 cm Tiefe und bildet gerne dichte Matten aus. Wer den Giersch nachhaltig beseitigen möchte, muss jedes (!) Stückchen dieses oft weit verzweigten, unterirdischen Sprossachsensystems beseitigen. Ältere Rhizome lassen sich relativ einfach ziehen, aber junge Triebe brechen sehr leicht ab. Und wenn eine zugesicherte Produkteigenschaft beim Giersch zutrifft, dann die, dass wirklich jedes im Boden verbliebene Rhizom-Teilstück austreiben wird.
Kundenwunsch: Ein pflegeleichter Staudengarten in einem völlig mit Gewöhnlichem Giersch durchzogenen Innenhof in geschützter Lage.
Das Studio Torsten Matschiess bietet Ihnen eine pflanzenbetonte und naturalistische Gartenplanung. Senden Sie gerne eine E-Mail oder rufen Sie an unter: +49 173 3684081.
Jahrelange Verdunklung
Ein anderes Konzept der Gierschvernichtung arbeitetet mit einem schwarzen Unkrautvlies, das die Fläche vollständig und über mindestens zwei Jahre abdeckt. Der Girsch treibt zwar unter der Folie aus, aber ohne Licht springt die Photosynthese nicht an. Der Giersch verhungert regelrecht. Aber wer will solange warten?
Wird diese Methode nur ein Jahr lang praktiziert, ist nicht sicher gestellt, dass alle Rhizome abgestorben sind. Auch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass Gierschsamen lange keimfähig bleiben, was auch weiterhin eine sorgfältige Kontrolle der Fläche erforderlich macht. Die gelegentlich gehörte Empfehlung statt durchlässigem Unkrautvlies lieber Teichfolie zum Abdecken zu verwenden, hat außerdem zur Folge, dass weder Luft noch Wasser in den Boden gelangen. Hierdurch verändern sich die Bodenstruktur und die Zusammensetzung der Bodenlebewesen, was bei einer Neubepflanzung berücksichtigt werden muss.
Amerikanisches Mädesüß (Filipendula rubra 'Venusta Magnifica')
Austausch des gierschverseuchten Mutterbodens
Eine weitere Maßnahme zur Giersch-Beseitigung wäre ein vollständiger Austausch des Oberbodens. In abgegrenzten Bereichen, wie zwischen einer Hauswand und einem gepflasterten Weg mag das noch praktikabel sein. Oft zieht sich der Giersch aber in das Wurzelwerk von Gehölzen zurück, um von dort die Fläche zurückzuerobern. Eine kontinuierliche Kontrolle im Rahmen der Pflege bliebe erforderlich.
Der langlebige Scheinhanf (Datisca cannabina) ist eine imposante und robuste Staude, die bei guter Nähstoffversorgung riesig wird.
Die Bastardmalve 'Parkfrieden' (×Alcalthaea suffrutescens 'Parkfrieden') kurz vor der Blüte.
Kartoffeln
Oft wird eine vollständige Beseitigung des Gierschs behauptet, wenn auf der Beetfläche Kartoffeln angebaut werden. Begründet wird das damit, dass Kartoffelpflanzen schneller wachsen und den Giersch durch Beschattung und Konkurrenz unterdrücken. Das mag solange funktionieren, wie dort Kartoffeln angebaut werden. Danach kehrt der Giersch ziemlich sicher wieder zurück.
Herbizid als letztes Mittel?
Eine Beseitigung mittels Herbiziden dürfte regelmäßig an der richtigen Handhabung eines tauglichen Herbizides und dessen exakter Dosierung scheitern. Laien verfahren oft nach dem Motto: Viel hilft viel. Dabei sterben die Pflanzen zwar oberirdisch und bis zu einem gewissen Grad im Wurzelbereich ab, aber je nach Herbizid-Typ und Wirkungsmechanismus werden nicht alle Teile des Rhizoms erreicht. Zwar wird so eine Schwächung der Bestände bewirkt, aber nicht die gewünschte Freiheit vom Giersch erreicht.
Giersch = ideale Gartenstaude
Eigentlich ist der Gewöhnliche Giersch die ideale Pflanze für den modernen Garten. Das mag bizarr klingen, aber Giersch erfüllt sämtliche Anforderungen, die heute an eine Gartenpflanze gestellt werden:
Er ist überall in Deutschland heimisch und gilt sogar als ökologisch wertvolle Staude, die von zahlreichen, auch spezialisierten Wildbienen und Tagfaltern aufgesucht wird. Vergessen wir nicht den Giersch als beliebte Raupenfutter-Pflanze.
Sein junger Austrieb ist auch sehr beliebt in der Küche, da das Gemüse reich an Vitamin C und vielen Mineralien ist und wie junger Spinat oder roh als Salat zubereitet wird. Getrocknete Gierschblätter helfen als Tee gegen viele Beschwerden.
Wer die gärtnerische Brille einmal ablegen kann, erkennt die besondere Ästhetik des Doldenblütlers. Nach einem frühen Austrieb ist Giersch ein zuverlässiger, wenn auch etwas hoher Bodendecker, der bereits ab Mai in Blüte geht, um dann bis in den September hinein zu blühen. Auf optimalen Standorten bleibt er lange attraktiv. Eine Pflege benötigt er nicht. Wer wollte eine solche langlebige, pflegeleichte und ökologische Staude nicht im Garten haben?
Riesen-Schuppenknopf (Cephalaria gigantea) ist ein nachhaltiver Performer für sonnige frische und wechselfeuchte Standortekann.
Akzeptanzstaude oder Zielart
Obwohl der Garten nach einer Jahrzehnte zurückliegenden Pflanzplanung nun reichlich verwildert vorgefunden wurde, konnten sich einige Stauden auf bevorzugten Stellen erstaunlich lange gegen den Giersch behaupten. Das waren vereinzelte Elfenblumen, Sommer- und Herbstastern, Staudige Pfingstrosen, Fallschirm-Sonnenhüte, Weicher Frauenmantel und Steppen-Salbei. Vorgefunden wurde auch ein stattliches Exemplar einer Sternmagnolie. Leider war sie über die Jahre einseitig auf der Seite einer Einfahrt beschnitten worden. Auch einige Kappungsschnitte störten die Baumästhetik merklich.
Eine nachhaltige Beseitigung des Gierschs wäre mit einem enormem Aufwand verbunden gewesen. Da diese kaum vollständig gewesen wäre, hätte die Bekämpfung auch zukünftig sehr viel Zeit durch Pflege gekostet. Wir beschlossen also, den Giersch zur Zielart zu erklären, der bei der Pflanzplanung als zuverlässiger Bodendecker im Frühjahr akzeptiert wird. Das hatte zur Folge, dass eher höhere, wüchsige und durchsetzungsstarke Stauden zum Einsatz kommen würden. Dieser pauschale und oft gehörte Tipp zur Bekämpfung oder Beseitigung von Giersch übersieht allerdings, dass die richtige Strategie gegen den Giersch auf jedem Standort anders aussieht.
Wir entschieden uns für Koexistenz mit einer auf den Standort angepassten, minimalen Pflege.
Viele Arten und Sorten der Gattung Indigofera sind gartenwürdig, wie hier der Himalaya-Indigostrauch (Indigofera heterantha).
An einem geschützten Standort im Garten gedeiht die Taiwan-Kirsche (Prunus campanulata). Sie blüht bereits im Februar.
Das Studio Torsten Matschiess bietet Ihnen eine pflanzenbetonte und naturalistische Gartenplanung. Senden Sie gerne eine E-Mail oder rufen Sie an unter: +49 173 3684081.
Optimaler Lebensbereich für Gemeinen Giersch
Der Gierschgarten wurde in mehrere Segmente aufgeteilt. So gab es Flächen mit optimalen Standortbedingungen für Giersch, also frische bis feuchte Stellen im Halbschatten, die auch im Sommer nie ganz austrocknen. Hier wurden ausschließlich Stauden verwendet, die mittel- bis langfristig konkurrenzstark sind (Platzhirsche) oder die sich auch unter Konkurrenzdruck schnell behaupten können (Performer). Eine Pflege beschränkt sich hier auf den jährlichen Rückschnitt einiger Platzhirsche. Da diese in jungen Jahren selbst kaum Konkurrenz vertragen, waren in den ersten zwei Jahren gelegentliche Kontroll- und Jätegänge erforderlich, um den gewünschten Stauden ausreichend Platz zu schaffen.
Grundsätzlich sollte in solchen Pflanzungen auf Stauden verzichtet werden, die gerne von Nacktschnecken besucht werden, denn diese finden unter dem Giersch einen idealen Schutz. Wir entschieden uns für die Platzhirsche Chinaschilf (Miscanthus sinensis 'Red Chief'), Scheinhanf (Datisca cannabina), Hoher Juni-Knöterich (Aconogonon sp. 'Johanniswolke'), Clematis, Zweihäusige Scheinmalve (Napaea dioica), Drüsenblättrige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus), Rosa Spierstaude (Filipendula rubra 'Venusta Magnifica') und Aralia californica, ferner Bastardmalve (×Alcalthaea suffrutescens 'Parkfrieden'), Schöne Amicia (Amicia zygomeris) und Persicaria runcinata ‘Purple Fantasy'.
Unter Bäumen
Dann gab es beschattete und deutlich trockenere Stellen im offenen Gehölzrand, wo der Giersch im Sommer leidet und weitestgehend einzieht. Hier wurden Balkan-Immergrün (Vinca major subsp. balcanica) und Taglilien zu den bereits etablierten Staudenpfingstrosen platziert. Im Übergang zum sonnnigen Standort stehen Koreanischer Wiesenknopf (Sanguisorba hakusanensis 'Alster Luft') und die Sanguisorba- Hybride 'Blackthorn', aber auch das Multitalent Brandkraut (Phlomis russeliana).
Giersch in der Sonne
Vollsonnige Flächen gab es nur sehr wenige, da der gesamte Innenhof von einer hohen Mauer und Gebäuden eingefasst ist. Die vollsonnigen Flächen wurden reserviert für Stauden, deren schüchternes Konkurrenzverhalten sie eigentlich nicht als Partner zum Giersch prädestiniert. Hier kommen dann Purpur-Sonnenhut, Steppen-Salbei, Echte Bergminze zum Einsatz und schaffen einen schönen Übergang zur Wiesen-Margerite in der angrenzenden Rasenfläche. Sofern solche Pflanzungen prominent an Sitzflächen oder dem Durchgang liegen, darf ruhig eine gewisse Pflegebereitschaft vermutet werden. Der die Stauden bedrängende Giersch kann hier mit einem Messer oder einer Sichel leicht geschnitten werden.
Aufstellung der Stauden und Gräser am Tag der Pflanzung im Gierschgarten.
Die Container mit den Stauden werden vor dem Pflanzen ausgiebig gewässert.
Das Studio Torsten Matschiess bietet Ihnen eine pflanzenbetonte und naturalistische Gartenplanung. Senden Sie gerne eine E-Mail oder rufen Sie an unter: +49 173 3684081.
Der Gierschgarten im TV
Der Gierschgarten wurde in einer Sendung des MDR Gartens vorgestellt. Hin und wieder wird dieser Beitrag (ARD) in einem der dritten Programme wiederholt und ist dann dort in der Mediathek abrufbar. Sie finden ihn über eine Suche nach "MDR Garten + Avantgardening".
Weitere Informationen zu Giersch
Im Gartenratgeber "Und es wächst doch!" haben Torsten Matschiess und Till Hofmann dem Thema Bekämpfung oder Leben mit dem Giersch ein eigenes Kapitel mit Pflanzenempfehlungen gewidmet. Dabei findet auch das wichtige Thema Nackschnecken Berücksichtigung, denn diese werden durch Giersch begünstigt. Das schränkt die Wahl geeigneter Gierschpartner etwas ein.
▲ Gartengestaltung vom Studio Torsten Matschiess
Auf diesen Seiten finden sie zukünftig weitere Beispiele für Pflanzplanungen und Gartengestaltung vom Studio Torsten Matschiess.